Der havannabraune
Appenzeller ist ebenfalls von der FCI anerkannt, aber erst seit 1982.
Viele Züchter sind gegen die havannabraune Farbvariante, da diese Hunde
ockerfarbene Augen haben.
Seine bewegte Auf- und Ab-Zeit die ein Jahrhundert überdauert hat und
immer noch kein Ende nimmt!!
Bei unseren Sennenhunden handelt es sich weitgehend um autochthone Rassen, also um alteingesessene Hunde. Bei vielen Viehherden (1853) der Alp findet man einen sogenannten Sennenhund. Die Sennen brauchten jene kurzhaarigen, mittelgrossen und vielfarbigen Hunde zum Zusammentreiben der Herden.
In den 60er
Jahren beschloss der Klub, das aus schwarzen Eltern gefallene braune Welpen im
Anhang des SHSB mit dem Vermerk „zur Zucht gesperrt“ eingetragen werden können.
Im Zwinger v.d. Gartegg gab es darauf hin mit dem Braunvererber Rüden Sieger
v.d. Gartegg mit verschiedenen Hündinnen 15 braun/schwarze Würfe.
14 Misch-Würfe gab es mit dem Rüden Baldo v.d. Ilfis. Das zeigt wie weit
verbreitet bei der recht schmalen Zuchtbasis die rezessive Anlage für
havannabraun war. Es wurden mehr braune Welpen gezüchtet als offiziell
registriert wurden. Viele Züchter verschwiegen oder töteten braune Welpen oder
sie wurden ohne Abstammungsurkunden verkauft.
An der Int. Hundeausstellung in Lausanne, 17.9.1972 waren zum ersten Mal braune
Appenzeller zu sehen. Die beiden am 21.9.1971 geworfenen Rüden Dior und Dolf
v.d. Gartegg. Damals war dieser Farbschlag weder vom Klub noch von der SKG
anerkannt. Man wollte die Reaktion beim Publikum prüfen, andererseits die Hunde
einmal richtig beurteilen lassen, abgesehen naürlich von der Farbe. Bei den
Besuchern erregten sie allgemeines Interesse und auch grossen Gefallen.
Nun wurde von der SKG ein Zuchtversuch bewilligt. Zwei schöne braune Rüden
standen bereits zur Verfügung. Es war vorgesehen zwei schwarze Hündinnen mit
diesen Rüden zu verpaaren. Die fallenden Welpen waren alle Stammbaum
berechtigt.
1975 wurde an der Generalversammlung mit grossem Mehr der Beschluss gefasst die
braune Variante abzuweisen. Im Juli 1979 wurden havannabraune Welpen als
standartwidrig erklärt und waren anlässlich der Wurfkontrollen auszumerzen.
Eine Eintragung im Anhang des SHSB war also nicht mehr möglich.
1982 wurde der havannabraune Appenzeller wieder anerkannt. Der Beschluss kam
nach ausgiebigen, aber fairen Diskussionen zustande und war damit sofort
verbindlich geworden. Ein Relikt blieb allerdings erhalten: Braune Appenzeller
dürfen nicht mit braunen, sondern nur mit schwarzen verpaart werden. Diese
Regelung ist aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar, denn sie dient nur
den Havannagegnern. Wenn sich ein Züchter gerade auf Braun spezialisieren
möchte, ist ihm der sicherste Weg zu braunen Hunden verbaut. Braun mit Braun
ergibt immer Braun; Braun mit Schwarz hingegen ergibt rein
rechnerisch 50% Braun – in der Praxis aber kann auch der ganze Wurf schwarz
sein.
Sogar in der heutigen Zeit sind leider immer noch bei vielen Züchtern
havannabraune Appenzeller verpönt und werden diskriminiert. Einige Züchter
fürchten, völlig zu unrecht, dass der braune Appenzeller den schwarzen
verdrängen könnte. Andere wieder behaupten sogar, dass der Braune eine
„Gen-Krücke“ sei und Krankheitsanfälliger ist als der Schwarze. Dies
ist eine sehr dumme Aussage und zeugt von Unwissenheit!
Das rezessive Gen für die havannabraune Farbe ist seit jeher in unserer Rasse
vorhanden. Das Allel b ist eine Genvariante, die nicht mit gesundheitlichen
Nachteilen verbunden ist.
Die havannabraunen Hunde sind, was die Gesundheit angeht, genauso gut oder
schlecht wie die Schwarzen – und was schön ist, liegt sowieso im Auge
des Betrachters oder Käufers!
Dass der braune Appenzeller eine Bereicherung für unsere Rasse ist, muss nicht
speziell betont werden.
Die hellen Augen und Nasen, die mit dem braunen Farbschlag verbunden sind,
wirken auf manche Hundefreunde irritierend, auf andere dagegen faszinierend.
Wichtiges Indiz für echtes havannabraun mit den Allelen bb ist das Fehlen
jeglichen schwarzen Pigments, nicht nur in den Haaren, das u.a. einen braunen
Nasenspiegel und ein ockerfarbenes Auge bewirkt. Hervorgerufen wird diese
Färbung durch eine veränderte Eumelanin-Struktur, die das normalerweise
schwarze Eumelanin braun erscheinen lässt.
Havannabraun kann sich in verschiedenen Abstufungen zeigen, von Schokoladen-
bis Bronzefarben.
2009, eine havannabraune Hündin mit sehr guten
genetischen Werten wurde zur Zucht ausgeschlossen wegen etwas zu hellen Augen.
Kommentar: Wir wollen keine hellen Augen. Es hat sich nichts geändert, es ist
wie vor 30/40 Jahren.
Die havannabraunen Appenzeller sind zwar geduldet aber immer noch unerwünscht.
Mit schwarz x schwarz Paarungen versucht der SCAS, das havannabraun zu
unterdrücken, obwohl dieser Typ 1982 offiziell anerkannt und seinem schwarzen
Vertreter gleichgestellt wurde.
Dr. h.c. Hans Räber sagte schon 1971, dass das Zuchtverbot mit havannabraunen
Hunden nicht sinnvoll und kaum eine befriedigende Lösung ist.
Den Befürwortern des braunen Appenzellers ist es ein Trost, es wird auch bei
strengster Selektion nicht möglich sein, dass es keine braunen Erbträger mehr
gibt. Bei der weitgehend planlosen Zucht, wie sie heute betrieben wird, ist an
ein Verschwinden der braunen Erbträger überhaupt nicht zu denken. Sollte ein
Gesinnungswechsel eintreten, so wird man binnen kurzem und mit dem nötigen
Wissen eine Zucht reinerbiger „Havannas“ aufbauen können.
Zitat Ines Döös, Züchterin und ehemalige Zuchtwartin, SCAS:
Erfahrungswerte müsste man erhalten, wenn man in Zukunft mittels Gentest –
falls dies möglich ist – die reinerbig schwarzen und die mischerbigen Hunde
erurieren könnte. Nur so kann man verhindern, dass zuviele mischerbige Hunde in
der Zucht eingesetzt werden. Diese sind Braunträger und tragen dazu bei, dass
immer mehr schwarze Appenzeller zu helle Augen – bis hin zu gelb – haben.
Havannabraune Appenzeller hatten schon immer den Touch des Besonderen. Kein Wunder, dass die Havannas derzeit immer beliebter werden.